20-1

In einem Gespräch mit Jule Flierl habe ich einen anderen Aspekt von Anna Nowickas Bewegungsansatz kennen- bzw. denken gelernt: Jule sieht die roboting-artigen, ruckhaften und relativ mechanisch wirkenden Bewegungen (die immer wieder in Release-Figuren münden bzw. zusammensinken) als Reaktionen auf permanent auf die Performerin einströmende Wahrnehmungen, die bei jedem neuen Impuls (die Impulse sind jeweils abrupt) eine Art Bewegungsstarre im Moment der Reizkonfrontation auslösen. Tatsächlich: Stelle ich mich in den Raum und stelle mir vor, von diversen (überraschenden) Wahrnehmungsimpulsen angesteuert zu werden, tritt ein kurzer Moment der Paralyse ein – als würde der Körper einen Schritt hinter sich zurückgehen, aus sich herausgebeamt sein. Dabei bemerke ich auch die (unter 20) beschriebene Starre im oberen Wirbelsäulenbereich, die, physiologisch gesehen, wahrscheinlich ein Anspannen der Skelettmuskulatur bedeutet und damit auf einen Angstmoment hinweisen würde, bzw. im Fall des Bewegungsduktus in Anna Nowickas Performance auf Tausende von Angstmomenten, die sich jedoch nicht entfalten sondern ablösen wie hintereinandergeschaltete Filmbilder – eine Art Angstflattern, das interessanterweise mechanisch wirkt.

Anna Nowicka: Raw Light. 25./26.1.2017, Dock 11, Berlin.

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