Mette Ingvartsen: evaporated landscapes. 25.02.2017, HAU3, Berlin
Wie Götter auf ihr Werk blicken wir auf luftig-schleierhaftes Weiß – Nebel, dessen Ausbreitung von einem Techniker mittels Handpumpe choreografiert, um blau beleuchtete Schaumkuppen strudelt; sofort zapft dieses Bild das assoziative Gedächtnis an, erinnert an Luftaufnahmen aus dem Himalaya oder die Strömungsskizzen von Leonardo da Vinci und gemahnt an den Naturschauder, den zu empfinden die Romantik gelehrt hat. „evaporated landscapes“ ist ein meditatives Lehrstück über Verwandlung und Ähnlichkeit, über Dauer und Vergänglichkeit. Neben Schönheit erzeugt Mette Ingvartsen in ihrer halbstündigen Material-Performance auch Schrecken: Ob eine mit derartigem technischem Aufwand generierte Natur en miniature (die Scheinwerfer, Kabel, Schläuche, Maschinen künden in jedem Moment von Künstlichkeit) schon in wenigen Generationen alles sein wird, was vom Planeten Erde bleibt? Eine remixte Reminiszenz an reale Räume, ein Empfindsamkeits-Effekt? Diese Deutung legt das futuristische Ende von „evaporated landscapes“ nahe, bei dem in tiefem Theaterschwarz erst ein tieffrequentes Rattern und Brummen die Sitzbänke vibrieren lässt und dann die Schaumhäuflein in ähnlich psychedelischen Farben aufleuchten wie das All in Stanley Kubricks „2001“.