Kat Válastur: lang. 30.03.2017. HAU Hebbel am Ufer, Berlin
Vielleicht ist „lang“ das Gegenstück zum Pseudonym der aus Griechenland stammenden Kat Válastur, von der fast niemand weiß, wie sie wirklich heißt, und deren Name sich auch nicht aus seinen Silben erklären lässt – laut Kundigen leitet er sich (bis auf das mit Katarina in Verbindung zu bringende Kat) nicht aus dem Griechischen ab und noch nicht einmal Google findet Verwandte im Netz. So braut sich auch in „lang“, der nahezu meisterhaften Miniatur von 2009, neu aufbereitet für die aktuelle Werkschau am HAU, ein Silbengewitter zusammen, das aus Lautansammlungen besteht, die sich semantisch nicht zuordnen lassen. Ein lärmender Insektenschwarm, ein elektrisches Flirren, Evolution rückwärts, dazu Körper, die in Zellwolken zu explodieren scheinen. Die Tänzer*innen Ana Laura Lozza und Annegret Schalke bewältigen diese repetitive Erschöpfungschoreografie auf halber Spitze, bei der sie sich in ständigen Variationen im Quadrat drehen, mit bewundernswerter Finesse und Konzentration. Als zwei fast exakte, in mechanischen Einheiten funktionierende Kopien, verschreiben sie sich einer weder zyklischen noch linearen Metamorphose: einem existentiellen Minimal-Reigen, in dem sich die Permutationen so lange jagen, bis entweder die Kombinationen oder das Trägermaterial, sprich die Körper, erschöpft sind.