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Ludger Orlok: In Erinnerung an Trisha Brown.

Wer sind wir ohne unser Gedächtnis? Das Schöne an einer erinnerten Improvisation ist ja die Tatsache, dass das beglückende Erlebnis des Unbekannten unendlich wiederholt werden könnte, oder vielmehr die Freude über eine Entdeckung im gleichen Moment einer weiteren folgt. Gestern Nacht träumte ich von dem Probenstudio der Trisha Brown Company – wir versuchten die Abfolge einer Sequenz, die ihren Bewegungsursprung in einem Impuls der rechten Hüfte hatte, genauer des Trochantus Major, und es folgte erneut dieses beglückende Erlebnis des Unbekannten oder vielmehr die kindliche Freude über eine Entdeckung, der sogleich eine weitere folgte. Es war nur ein Impuls und es schraubte, zwirbelte und fiel, floss, hüpfte und drehte sich, wandte sich zu und wieder ab und diese endlosen Variationen ermöglichen eine unspektakuläre Virtuosität, weil sie Chaos und Struktur zugleich sind; ein Abbild zwischenmenschlicher Beziehungen, teilweise in höchster Abstraktion, aber immer mit konkretem Handeln und seinen Folgen. Das Leben eben.

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