Musiktanznulldreißig Quartet: The Loom. 29.07.2017, SOUN D ANCE Festival, Dock 11, Berlin.
Doppelhelixfiguren und Lemniskaten in den Armen, Spiralen um die eigene Achse und im Raum, sich treiben lassen: Panta rhei; dazu kleine Intervalle, meist kurze, synkopisch angesetzte, mal perlende, mal buckelnde Phrasen, in Läufe geratend, wieder zerblasen, hörbare Luft, zischende, wie Ursuppe köchelnde Konsonanten, Echowellen zwischen Flöten und Elektronik: organisch-anorganische Bilderwelten, Wunsch, die Augen zu schließen.
Drei Momente gäbe es, diesem Impuls folgend, in „The Loom“ (Der Schimmer), dem letzten und wiederum ausverkauften Improvisations- und Instant-Kompositionsstück des SOUN D ANCE-Festivals, zu verpassen: Wenn die Bühneneingangstür an der Hinterwand in der Dunkelheit geöffnet wird, entsteht ein schwaches graues Gegenlicht, vor dem die vier Performer*innen als sich überlagernde Schatten die Spielfläche betreten; der Raum öffnet sich in eine andere Dimension, ein minimalistisch erzeugtes Höhlengleichnis, das sofort atmosphärische Aufmerksamkeit schafft – ein Rülpsen aus dem Publikum, eine hörbare Lichtfrequenz, alles wird Potenzial und Präsenz. Der nächste Moment folgt kurz darauf, wenn das rote Scheinwerferlicht von grellroten Kostümen in sich beißenden Nuancen gekontert wird – ein Ton-gegen-Ton-Rennen, eine zahnfleischfletschendes Idyll aus Rotröckchen und Rothöschen. Und schließlich, auch noch am Anfang der Session, der Moment, in dem die Tänzer*in Mata Sakka die Musiker*in Rieko Okuda von hinten wie in eine Gussform um ihre Viola herum presst, bis zuletzt der Ton zerquetscht wird – danach wechselt Okuda zu Keyboard und Elektronik, und es beginnt der Teil, in dem offene Augen weniger sehen als geschlossene.