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Christine Gaigg / 2nd nature: fickt euch doch ins knie. 06.08.2017, ImPulsTanz, mumok, Wien

Lange Schlange vor der einen, Sitzkreis vor der anderen Performance, die sich beide in die ausgestellten Arbeiten der mumok-Ausstellung Feministische Avantgarde der 1970er-Jahre einreihen und einer dritten, immer wieder zwischen beiden Stockwerken stattfindenden Performance, einem 10-Sekunden-Pussy-Riot-Reenactement, Raum geben.

Barbara T. Smiths „Feed Me“ (1973) wird, mit und von der nackten Christine Gaigg, zu einer Stunde „Meet Me“ gestaucht, in der sie vor Trauben und Körperölen, freundlich, unter vier Augen smalltalkend, auf irgendetwas wartet, während Mitperformer* Max Fossati sich in „Ron Vawters Soloperformance: Roy Cohn/Jack Smith“ (1993) unter Verzögerungslauten punktlos räkelt und dabei mit Formobjekten herumspielt. Ein paar körper- und rollenbezogene Arbeiten von Carolee Schneemann, Birgit Jürgenssen und Valie Export später, wobei nur die grelle Sturmhaube und ihre wiederholten, religions- und institutionskritischen Gesten auffallen, ah, grrrl, denke ich, die 90er haben wir also, wenn auch immer noch im sakrosankten Museumsraum, erreicht – weitere Bezugnahmen auf aktuelle Auswüchse und Verzweigungen dieser Pionier*innen? Eher nicht, oder? Also fange ich an, mich selbst zu fragen, wer sich wohl eigentlich noch so alles ins knie ficken solltemeine Erwartungen z.B. – und gehe wieder hoch, wo Fossati, über ein Radio gebeugt, mittlerweile seine Hoden schaukelt.

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