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Christiana Morganti: Jessica and me. 20.08.2017. Tanz im August, HAU1, Berlin.

Christiana, nicht Christina, ja, Italienerin, nein, nicht die einzige, nein, die wohnten nicht alle zusammen, ja, 20 Jahre Wuppertal, nein, kein Heimweh, nein, nicht permanent an ihre Grenzen gestoßen, ja, viel verlangt, nein, ernsthaft gearbeitet, ja, harte Zeiten, ja, sowas wie eine Familie, nein, Psychomethoden, ja, nein, eigene Wohnung, CHRISTIANA, ja, zwanzig Jahre mit P… Eine Tänzerin blickt zurück um sich zu fragen, wie sie eigentlich noch allein auf der Bühne stehen kann, und wie sie dabei kann nie ganz nur sie selbst sein kann – redend und tanzend, zwischen Stand-Up-Comedy, Confession und Lecture Performance verkörpert sie am Ende mit jedem Schritt ein lebendiges Archiv: zwei Dekaden des Wuppertaler Tanztheaters, ihr halbes Leben, ein Name – Pina Bausch.

Noch immer klingt diese Stimme in ihrem Ohr, die sie bittet, zu lächeln, ihr choreografische Anweisungen erteilt, wie eine Zigarette auf der Bühne zu rauchen sei, damit es so aussieht, als würde sie inhalieren. Sie stellt sich (noch immer) den (immer gleichen) Fragen der Journalist*innen, all der Jessicas, tapfer, auf ein Neues, bittet das Publikum um Feuer, demonstriert, dass sie, natürlich, trotz und mit all den Jahren eine hinreißende Tänzerin geblieben ist und welche der Bewegungen sie von ihren Kolleginnen geklaut hat. Sie kehrt zurück zu ihren ersten Tanzschritten, mit fünf Jahren, zur Ausbildungszeit – es scheint, dass all diese Geschichten ihren Anfang in Körpernormierungen, Bewertungen, im Scheitern nehmen, auch wenn diese hier enden muss, sobald die Stimme des Wuppertaler Inspizienten ertönt, um den Beginn der nächsten, immer vergangenen, Vorstellung anzukündigen.

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