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La Ribot: Another Distinguée. 02.09.2017. Tanz im August, HAU1, Berlin.

Beim Betreten des Raums von La Ribots „Another Distinguée“, in dessen Mitte ein riesiges Gerüst mit einer schwarzen Plastikplane (ein Asteroid? Mekka?) bedeckt wurde, fällt mir als Erstes ein Science-Fiction-Filmset ein. 80 Minuten lang drehen wir uns im Halbdunkeln um den Block, und es geht gar nicht um ihn, sondern um die drei Figuren, die um ihn herum auftauchen, sich austauschen oder Identitäten wechseln, einander gegenseitig die Haut abziehen, sich dafür bei den im Kreis stehenden oder sitzenden Zuschauern abstützen oder auch mal in sie hineinstürzen. Ein bizarres Ritual, ein Balztanz, später ein Picknick auf dem Mond, ein Sci-Fi-Enactment von Manets „Déjeuner sur l’herbe“? Thami Manekehla breitet eine grüne Samtdecke auf dem Boden aus, Juan Loriente gesellt sich liegend dazu, die Augen bedeckt, übereinanderliegend, bevor La Ribot als femme fatale, wie mehrmals an diesem Abend, den Ort des Geschehens in Stilettos betritt und die beiden und sich selbst mit glitschiger, pastöser, blutroter Farbe bedeckt – woher kommen die Gestalten, wohin gehen sie, was ist relevant und was ist real, wer ist Voyeur und wer ist Fetisch? La Ribot ist Meisterin der theatralen Installation genauso wie der ästhetischen Irritation.

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