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Jérôme Bel: The show must go on. 20.12.2017, Volksbühne Berlin.

Liebevolles Enttäuschungstheater: Entlang der Texte bekannter, in Gänze abgespielter Pop-Klassiker – der DJ ist gut sichtbar Teil der Performance – führt uns Jérôme Bel im 17. Jahr durch eine Abfolge von 19 Songs (von „Tonight“, „Let the Sunshine in“ bis zum titelgebenden „The show must go on“), und wir erkennen diese wieder, reden (Wann passiert hier endlich was?), schauen intensiv (Siehst Du was?), langweilen uns, lachen (Wie peinlich, ein Spagat trotz Konzepttanz!) und klatschen als die Bodenversenkung bei „My Heart Will Go On“ (Titanic) die tanzend Sterbenden verschluckt und passend zu „Yellow Submarine“ gelbes Licht geregelt wird.

All die gedehnte Zeit, in der kaum etwas passiert, wirft mich jedoch auch auf mich selbst zurück – ein Effekt, der gleichzeitig isoliert und in seiner Gewolltheit zur Konfrontation reizt: Spielt beziehungsweise sieht hier (m)ein kulturell überformter Körper in der von Bel bewusst schlecht geölten Illusionsmaschine Theater Authentizität und/oder haben wir es, ob der Tatsache, dass die neue Volksbühne sich als „Vision einer offenen, kosmopolitischen Gemeinschaft“ begreift und die Hälfte der Performer*innen zur (nicht primär künstlerischen) Belegschaft gehört, mit einer öffentlichen Teambildungsmaßnahme zu tun?

Wir vor und wir auf der Bühne wollen jedenfalls gesehen werden und für diesen ‚einfachen’ Moment des sich Anschauens (zu „Every Breath You Take“) bin ich dankbar.

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