Thomas Oberender / Tino Sehgal: Welt ohne Außen. Immersive Räume seit den 60er Jahren. Juli 2018. Martin Gropius Bau, Berlin.
Selten so viele nicht-gelangweilte Kinder in einer Ausstellung gesehen. In Fontana/Vigos bordeauxfarbener Plüschbox mit wogendem Raumelement („Utopie“) – eine Art Surf-Skate-Ambiente mit Småland-Effekt – hocken Eltern, nachdem sie sich den Kopf angestoßen haben, auf dem Wellenkamm, während Kinder ihn erklimmen und auf der anderen Seite wieder herunterrollen, wie ein Schneeengel liegenbleiben und es toll finden, dass der Rest der Besucher*innen um sie herumsteigen muss. In Wolfgang Georgsdorfs postorwell’schem „Osmodrama“ genießt ein Kind im fortgeschrittenen Grundschulalter den Showeffekt, wenn es bei jedem unangenehmen Geruch theatral den Raum verlässt um gleich darauf, immer noch leidend und wie knapp einer Ohnmacht entkommen, wiederzukehren, während ein noch echolalierendes Kind vollkommen euphorisch auf die Publikumswirksamkeit seiner A-A-Assoziationen reagiert. Ein sich schon etwas differenzierter artikulierendes Kind will nicht nach Hause sondern Mittagsschlaf auf der selbstfahrenden Bank von Jeppe Hein halten, das Schauspielerkind kommt in Fahrt und denkt sich in Thomas Prokschs Pulsschlagdomino (Teil von „LE_GO“) kardiologisch bedenkliche Variationen aus. Und in Cyprien Gaillards “Nightlife“ tanzt ein zweibeiniges Kind für sein vierbeiniges, leicht überfordertes Geschwisterchen zwischen 3-D-Palmen zum „I was born a loser“-Soundtrack – – – Kinder, Kinder, was seid ihr hedonistisch!