Swaantje Gieskes: Oscilación/Elastico. 23.2.2019, Lichthof, Hamburg
Flamenco ist Tradition, Klischee der Tradition, ist Handwerk, ist Folklore, ist Kunst, Kunstfertigkeit, Virtuosität, ist Rollenspiel, ist Heteronormativität, zementierte Heteronormativität, Zementierung, die im Brüchigeren eine Möglichkeit zur Rekonstruktion aufscheinen lässt (z. B. bei Rocío Molina, Israel Galván). In Swaantje Gieskes’ „Oscilación/Elastico“ ist Flamenco Kampf – schon das Bühnenbild von Raphaela Andrade ist eine Arena, ein Boxring, ein Quadrat, eingehegt mit schweren, breiten Gummibändern, und zwischen diesen Bändern kämpft sich Gieskes durch, schnaufend, körperlich, klappernd, die Schritte knallen auf den Boden, die Gummibänder knallen auf den Körper, der Körper wird zum Rhythmusgeber, zur Perkussion. “Oh Bondage! Up yours!“, aber todernst, nichts ist Lust oder Spiel, alles ist Kampf, alles ist Sport. Ein Kampf mit vorgegebenen Beschränkungen, Behinderungen, Grenzen, die sich dehnen lassen, aber Grenzen bleiben. Und über dieses Dehnen von Grenzen oszilliert Giesekes Arbeit dann doch wieder hin zum Spiel, spielt mit der Elastizität der strengen Form.