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Das erste, was mir zu „Irrational Landlordism“ einfällt, ist meine Vermieterin, die Gewobag – eine städtische Wohnungsgesellschaft, die bei akuter Wohnungsnot Objekte in Bestlage jahrelang leer stehen lässt und mit Vorliebe kleine Büroprinzessinnen beschäftigt, die sich, vermutlich weil sie mittlere Reife haben, zu schade sind, mit ihren Mieter*innen zu telefonieren, selbst wenn Wohnungen sich nicht auf über 15° heizen lassen. Also mal wieder ein Klammer-Finger-Text. Das zweite, was mir (bereits vor Ort) einfällt, ist Tim Renner – unser kurzlebiger Kulturstaatssekretär, der die ganze Kunstszene zur Kreativwirtschaft erklären wollte, und der Recht hat(te) – was ihm sein Feierabendbierchen heute bestimmt ganz besonders schmecken lässt (Prost!).

Unter der Betreuung von Peter Pleyer – Dance History Master of the the gay 80’s, Bühnenbibliothekar, Häkelkönig –, Maria F. Scaroni – nudistische Postmarxistin, Sci-Fi- und Meg-Stu(art)-Veteranin – und Michiel Keuper – Interieurdesigner Berliner Innenspielplätze und jetzt auch Live-Tanz-Kalligraph – sind wir in kreativer Hochstimmung: Zeitungscollagen-, Protestbanner-, Masken-Workshop in Kleingrüppchen, punching, painting, group-driven self-expression, fun, failure and all the fancy, photogenic fantasy (check on Fb)! Jack Smith, Susan Sontag, Karen Finley, Camille Paglia, Edwin Denby, you know, what I mean, und es war auch echt schön/geil, die To-Go-Burka aus dem gehäkelten Einkaufsnetz vor styroporverschachteltem Softsoftporn, die Kätzchenimpro auf dem weichen Flauschteppich und vor allem die so-so 80’s Rollschuhszene in Hochzeitskleid und Witwenrock am Ende, mit der traurigen Mundharmonika zwischen den Zähnen, it’s so-so minor but we move on!
Peter Pleyer, Maria F. Scaroni: irrational landlordism. 16.02.2017, Dock 11, Berlin

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